Restaurierung
Tangermünde (D), St. Stephanskirche (III P/34, 2018-19)

Die 1624 von Hans Scherer d.J. gebauten Orgel der St. Stephanskirche in Tangermünde gehört zu den wichtigsten historischen Orgeln Europas. Sie ist eines der seltenen erhaltenen Zeugnisse für das Schaffen der berühmten und sehr produktiven Scherer-Familie, die während drei Generationen den norddeutschen Orgelbau maßgeblich geprägt hat. Die 2. und 3. Generation stand stark unter dem Einfluß von Hendrik Niehoff, dessen große Instrumente in Hamburg (St. Petri, 1548) und Lüneburg (St. Johannis, 1551-53) richtungweisend für die Entwicklung der großen dreimanualigen norddeutschen Renaissance-Orgeln waren. In vielen Verträgen wurde explizit auf die Orgel von St. Petri in Hamburg als Vorbild verwiesen. Die Tangermünder Orgel wurde nach mehreren Umbauten im 18. und 19. Jahrhundert in den Jahren 1991-94 von der Fa. Alexander Schuke Potsdam in einer für die damalige Zeit vorbildlichen Weise rekonstruktiv restauriert. Seitdem war sie als einzige Orgel wieder repräsentativ für das große dreimanualige Scherer-Konzept und zur gleichen Zeit auch die einzige historische Orgel, die noch in vielerlei Hinsicht einen Eindruck der großen niederländischen Tradition Hendrik Niehoffs vermitteln konnte. Das Einzige was fehlte, waren die charakteristischen Zungenstimmen im Rückpositv, die ansonsten in keiner großen Niehoff- oder Schererorgel fehlten. Erhaltene Mixturstöcke der alten Windlade zeigten deutlich, dass die Mixturen hinten auf der Windlade gestanden hatten und die Gehäusetiefe bot auch keinen Platz für eine Disposition mit Zungenstimmen. Die Möglichkeit einer Verteilung der Register auf Ober- und Unterlade war Orgelforschern außerhalb der Niederlande kaum im Bewusstsein, und unsere Studie Het Nederlandse Orgel in de Renaissance en de Barok war noch nicht publiziert. Bei einer erneuten Untersuchung konnte ich einige außerhalb der Orgel ausgestellte Teile in Tangermünde als Fragmente einer Oberlade des Oberwerks identifizieren. Und bei einer nochmaligen Überprüfung der Spuren im Rückpositivgehäuse ergab sich, dass es auch dort eine Oberlade gegeben hatte. Im Rahmen einer großen Reinigung konnten 2018-19 die beiden in den großen Scherer-Orgeln üblichen Register Messingregal und Krummhorn 8' rekonstruiert werden.
Restaurator: Alexander Schuke Orgelbau Potsdam (Werder (Havel), D)
Langwarden, Kirche St. Laurentius (II P/21, 2015)

Archivalisch ist über den Bau der Springladen-Orgel in Langwarden wenig bekannt. Im Patrionatsbuch von 1755 wird 1651 aus Baujahr erwähnt, während im Hauptwerksprospekt die Jahreszahl 1650 eingeschnitzt ist. Zumindest das Hauptgehäuse muss deshalb 1650 fertig gewesen sein, während das Instrument als Ganzes möglicherweise erst im nächsten Jahr vollendet war. Der Erbauer ist aufgrund der Machart der Pfeifen und der darauf anzutreffenden Beschriftungen durch Vergleich mit Pfeifen in Berne als Harmen Kröger zu identifizieren. Ein weiterer Hinweis auf Kröger ist die Verwandschaft in Machart mit der von seinem Schüler Berendt Huß gebauten Orgel in Mariendrebber (1659). Er selbst kommt nicht im Frage, da er 1651 noch kein selbständiger Orgelbauer war. Es ist zwar denkbar, dass Huß als Geselle in Langwarden mitgearbeitet hat, sicher ist dies jedoch nicht, da er erst 1653 als Geselle Krögers nachzuweisen ist. Die ersten Veränderungen erfährt die Orgel 1705 durch Arp Schnitger, der abgesehen von der Posaune alle Zungenstimmen umbaute bzw. erneuerte, die Mixturen stärker machte und anstelle der Bauernflöte im Pedal eine neue Mixtur einbaute. Nach weiteren Veränderungen im Jahr 1818 und einer ersten Restaurierung im Jahr 1934 sind alle alten Zungenregister und Mixturen verschwunden. In den Jahren 1976-83 wurde die Orgel in mehreren Abschnitten restauriert, für eine Rekonstruktion der Zungen und Mixturen fehlten jedoch die Mitteln. Im Rahmen einer vollständigen Dokumentation, die ich als Forscher am ASIOO durchführte, bekam ich auf Initiative von den Sachverständigen Harald Vogel und Thomas Meyer-Bauer ebenfalls den Auftrag alle für die Rekonstruktion der verschwundenen Register benötigten Forschungsarbeiten an anderen Orgeln durchzuführen und vollständig ausgearbeitete Vorschläge für die Mensuren zu liefern. Details wurden in guter Zusammenarbeit mit Restaurator Hendrik Ahrend abgestimmt. Der Rekonstruktion wurde der Zustand von Kröger zugrundegelegt, da von Schnitgers Arbeit nichts erhalten war.
Restaurator: Hendrik Ahrend
Antwerpen (B), Liebfrauenkathedrale, Hauptorgel (IV P/90, 2014-18)

Restaurierung und Anpassung der großen französisch-symphonischen Hauptorgel (IV/P, 90). Das Projekt hatte der Orgelbauer Gerard Pels (1955-2014) als Sachverständiger vorbereitet. Als sein Nachfolger habe ich die Ausführung der Restaurierung begleitet. Dazu gehörte auch die für zusätzlich anfallende Arbeiten benötigte Planung und Beratung.
Das Instrument wurde 1891 von Pierre Schyven unter ungünstigen Umständen erbaut. Um seinem französischen Rivalen Aristide Cavaillé-Coll erfolgreich Konkurrenz machen zu können, musste er ein sowohl für die festgelegte Summe von 150.000 Francs als auch für den verfügbaren Platz zu großes Instrument anbieten, das außerdem in einer viel zu kurzen Zeit geliefert werden musste. Die Folge war, dass die Orgel zu kompakt gebaut war und offensichtlich vor Ort nicht in einer angemessenen Weise nachintoniert werden konnte. Der Klang war für den riesigen Kirchenraum viel zu schwach und zu wenig präsent, und auch in der technischen Anlage hatte die viel zu schnelle Planung Spuren hinterlassen.
Während der Restaurierung selbst wurde nicht nur das wirkliche Ausmaß der Probleme klar, sondern es boten sich auch denkmalgerechte technische Lösungen an, die dank der Großzügigkeit der Provinz Antwerpen auch durchgeführt werden konnten. Bereits Pels hatte vorgesehen, den Prospekt um 1,20 m nach vorne zu versetzen. Zusätzlich wurde das Récit höher aufgestellt, Trakturprobleme durch reversible Maßnahmen beseitigt und die Windversorgung in der Orgel in den Originalzustand zurückgeführt. Die im Grunde unfertige Intonation wurde nach den aus den Pfeifen abzulesenden Intentionen verbessert. Mehr Informationen finden Sie hier.
Restaurator: Schumacher Orgelbau GmbH (Eupen, B)
Begleitung der Restaurierungsarbeiten am Gehäuse: Steenmeijer Architecten (Antwerpen, B)
Lüttich (B), Église St. Barthélemy (III P/40, letzte Phase, 2014)

Die Orgel wurde 1847-52 von dem ursprünglich deutschen Orgelbauer Joseph Merklin gebaut und weist eine Mischung fränzösisch- und deutsch-romantischer Stilmerkmale auf. In den Jahren 1883-87 wurde die technische Anlage der Orgel von Merklins Brüsseler Nachfolger Pierre Schyven umgebaut, jedoch grundsätzlich nach den gleichen Bauprinzipien und ohne die Ästhetik des Instruments zu verändern. Auch bei späteren Eingriffen wurde die Orgel nicht wesentlich verändert. In Erwartung der Kirchenrestaurierung wurde das Instrument 1976 abgebaut und vor Ort eingelagert. Mit der Restaurierung der Orgel wurde 2006 begonnen. Meine Aufgabe in der letzten Phase war die Forschung zur Bestimmung der originalen Tonhöhe und die Begleitung der Intonation. Mehr Informationen über die Restaurierung dieser wichtigen Orgel finden Sie hier.
Restaurator: Schumacher Orgelbau GmbH (Eupen, B)
Marienmünster, Abteikirche (III P/44, letzte Phase, 2012)

Die Orgel wurde 1736-38 von Johann Patroclus Möller erbaut. Nach westfälischer Gewohnheit waren alle Windladen als doppelte Springladen konstruiert. Die erste tiefgreifende Veränderung erfuhr das Instrument 1920. Dabei wurde die Windlade des Rückpositivs durch eine Kegellade ersetzt, und die übrigen Windladen zu Schleifladen umgebaut. Die ganze Traktur wurde erneuert. Der schlimmste Eingriff war jedoch eine völlig respektlose Pseudo-Restaurierung im Jahr 1966. Dabei wurde die Traktur einschließlich der Spielanlage sowie die Windversorgung in einer unpassenden Weise erneuert. Die Pfeifen wurden im neobarocken Sinne umintoniert, wobei die damals offenbar noch originalen Kehlen, Zungen, Köpfe und Stiefel der Zungenstimmen vollständig durch Fabriksexemplare ersetzt wurden. Trotz aller desaströsen Eingriffen blieb jedoch noch viel altes Material erhalten. Eine erneute Restaurierung, deren Zweck eine weitgehende Rückführung auf den Originalzustand war, fand 2010-12 statt. Sachverständiger war Prof. Christian Ahrens, die Vorstudie war von Dr. Hans-Wolfgang Theobald (Orgelbau Klais) durchgeführt worden. Im der letzten Phase der Restaurierung blieben noch einige Sonderfragen übrig, zu deren Lösung ich als zusätzlicher Experte herangezogen wurde. Es handelte sich um drei Probleme: die Konstruktion der Zungenstimmen, die Zusammensetzung der Mixturen und die Temperatur. Auf die Lösung der ersten Frage konnte man leider nicht mehr warten, da die Zungen schon in Bearbeitung waren. Die beiden anderen Fragen waren dagegen noch rechtzeitig zu lösen und sind nach meinen Vorschlägen durchgeführt worden.
Restaurator: Manufacture d'Orgues Muhleisen (Eschau, F)
Lemgo (D), St. Marienkirche (II P/20, 2008-10)
siehe unter Planung
Borgt (Grimbergen, B), Kirche St. Salvator (I [p]/9, 2006-08)

Archivalische Daten über den Bau der Orgel fehlen, aber aufgrund der Bauart muss sie von Polycarpus Florentius Cappuyns aus Mechelen erbaut worden sein. Eingeklebte Stücke Zeitungspapier von 1842 könnten darauf hinweisen, dass das Baujahr nicht wesentlich später liegt. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurde die Disposition stark verändert. Das Instrument verlor seinen Charakter und war mit großen Pfeifen derart zugesetzt, dass eine normale Wartung oder Stimmung kaum noch möglich war. In den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts war die Orgel völlig heruntergekommen und nicht mehr spielbar. Zweck der Restaurierung war die Wiederherstellung des aus den Spuren noch abzulesenden Originalzustandes.
Restaurator: Joris Potvlieghe (Tollembeek, B)
Sint-Amandsberg (Gent, B), Kirche St. Amandus (II P/23, 2001-05)

Die Orgel wurde 1880-81 von Petrus Joannes Vereecken im französisch-symphonischen Stil gebaut. Durch Umbauten in den Jahren 1939 und 1979 hatte das Instrument erheblich gelitten. Zweck der Restaurierung war, den Originalzustand wiederherzustellen. Die in vielerlei Hinsicht als positiv zu bewertende schwere und solide Bauweise Vereeckens mit großen Reserven in der Kapazität der Kanzellen und Ventilöffnungen führte leider auch zu einem extrem schweren Anschlag beim Spiel mit gekoppelten Manualen. Deshalb wurde während der Restaurierung beschlossen für das Hauptwerk eine neue Barkermaschine vom Typ Salomons Van Bever einzubauen. Die Restaurierung wurde von meinem Kollegen Herman Streulens vorbereitet, der auch die Ausführung zusammen mit mir begleitete. Mehr Informationen über die Orgel und der Restaurierung finden Sir hier.
Restaurator: Schumacher Orgelbau GmbH (Baelen, B)
Calatayud (E), Kirche San Pedro de los Francos (I/8, 2002-04)

Restaurierung/Rekonstruktion eines Instrumentes von ca. 1460, das im Jahr 1600 von Guillaume de Lupe gründlich umgebaut wurde. Nach mehreren Umbauten waren noch zwei Pfeifenreihen aus dem 15. Jahrhundert und einige Register von Guillaume de Lupe erhalten. Der Rekonstruktion wurde ein Konzept im Sinne von Guillaume de Lupe zugrunde gelegt.
Das Restaurierungsteam bestand aus Claudio & Christine Rainolter (technische Restaurierung des Gehäuses, Pfeifenwerk, Windlade, Intonation), Nicholas Watson (Traktur, Bälge) und Koos van de Linde (Dokumentation, Forschung, Planung, Mensuren). Für die Restaurierung der farblichen Fassung waren wir nicht zuständig.
Ostönnen (D), Evangelische St. Andreaskirche (I [P]/8, 2003)

In ihrem heutigen Zustand geht diese Orgel im Wesentlichen auf einen Umbau durch Johann Patroclus Möller (1722) zurück, mit einigen Modifikationen von Johann Hermann Dreymann. Der Windladenkorpus und etwa 350 Pfeifen datieren jedoch aus der Zeit zwischen 1425 und 1430. Die alten Pfeifen sind bemerkenswert gut erhalten und von einer hervorragenden Qualität. Die heutigen Mensuren der 8' und 4' Principale weichen nicht wesentlich von den originalen gotischen Mensuren ab. Dies ist die älteste Orgel, von der noch Metallpfeifen erhalten sind. Sie wurde in einer konservierenden Weise restauriert. Sachverständiger war Helmut Fleinghaus. Meine wichtigsten Aufgaben waren die Dokumentation und Analyse des Pfeifenwerks (als Teil des Restaurierungsberichtes publiziert), das Herstellen der Pläne für den Restaurierungsbericht, die Redaktion dieses Berichtes sowie die allgemeine Beratung aufgrund der Erkenntnisse meiner Forschung.
Restaurator: Rowan West (Altenahr, D)
Ostende (B), Kirche St. Jan Baptist (II P/22, 2002-04)

Die Orgel wurde zwischen 1867 und 1869 von Louis Hooghuys für die Kirche Mariä der Unbefleckten Empfängnis in Ostende (Viertel Hazegras) gebaut. Die originale Disposition ist nicht mit Sicherheit bekannt, umfasste aber 19 Register auf zwei Manualen mit angehängtem Pedal. Nach kleineren Veränderungen am Anfang des 20. Jahrhunderts wurde sie 1955-56 radikal umgebaut. Das als Oberwerk angelegte Positiv wurde durch ein Schwellwerk auf einer neuen Windlade hinter dem alten Gehäuse ersetzt und die Traktur wurde elektrifiziert. Die Disposition wurde im neoklassischen Sinne verändert. Nachdem die Kirche 1994 geschlossen wurde, wurden 1996 die erhaltenswerten Teile der Orgel eingelagert und später von der Kirchengemeinde St. Jan Baptist erworben. Dort wurde eine Wiederherstellung des Originalzustandes mit einigen Erweiterungen geplant. Das ohne ausreichende Dokumentation oder Markierungen zerlegte Instrument musste ich in vielen Einzelteilen vermessen und im Computer wieder zusammenfügen. Die fehlenden Teile mussten nach den Spuren und anhand von Vergleichsinstrumenten rekonstruiert werden. Da die Orgel in der ursprünglichen Kirche in einem Bogen stand, hatte das obere Gehäuse nie Seitenwände gehabt und von der aus schlechtem Holz hergestellten Rückwand war schon 1996 ein Teil entsorgt worden. Am neuen Standort wurde die Orgel frei aufgestellt, und es musste ein vollständiges, in sich selbst stabiles Gehäuse konstruiert werden. An den Stellen wo früher der Bogen durch das Gehäuse verlief, war jetzt Platz für neue Pedalladen mit zwei Registern, die mit wiederverwendeten Holzpfeifen von 1955 besetzt werden konnten. Das rekonstruierte Positiv, ebenfalls auf einer neuen Windlade, wurde um zwei höhere Register erweitert, wie sie Hooghuys manchmal in seinen etwas klassischeren Orgeln baute. Mehr Informationen über die Orgel finden Sie hier.
Restaurator: Orgelbau Schumacher GmbH (Baelen, B)
Ostende (B), Kirche St. Petrus & Paulus (III P/ 43, 1997-2000)

Die St. Petrus und Pauluskirche in Ostende wurde 1899-1905 nach einem detaillierten Entwurf von Louis Delacenserie (1838-1909), Stadtarchitekt von Brügge gebaut. Der Entwurf war inspiriert von der Architektur des Kölner Doms und der Votivkirche in Wien. Es ist Delacenserie in einer bemerkenswerten Weise gelungen, die Proportionen und Formensprache der hochgotischen Kathedralen auf das Format einer wohlproportionierten Stadtkirche zu übertragen. Das Gebäude gehört zu den schönsten neugotischen Kirchen Belgiens. Sehr bestimmend für die architektonische Wirkung des Innenraums ist die große Rosette zwischen den beiden Türmen an der Westwand. Unter diesem Fenster baute Pierre Schyven 1907 eine dreimanualige symphonische Orgel. Da die Rosette frei bleiben musste und die Empore einem großen Chor Platz bieten sollte, war die Aufstellung der Orgel von Anfang an sehr gedrängt. Da kein Geld mehr für einen passenden Prospekt zur Verfügung stand, wurde ein einfacher „Notprospekt“ mit Holzattrappen angebracht. 1954 wurde die Orgel in neoklassischem Sinne umgebaut. Die Traktur wurde elektrifiziert und das Instrument wurde mit einem Freipfeifenprospekt aus Zinkpfeifen versehen. Durch die Erweiterungen wurde die Erreichbarkeit des Orgelinneren noch schlechter als zuvor. Durch das schlechte Konzept und die minderwertigen Materialien war die Orgel um 1990 wieder unspielbar. Der neue Organist Peter Ledaine ergriff die Initiative für eine erneute Restaurierung. Ziel war es diesmal, die symphonische Orgel wiederherzustellen, jedoch ohne die ursprünglichen konzeptuellen Schwächen. Da man keinen großen Chor mehr auf der Empore aufstellt, gab es mehr Platz für eine gesund konzipierte Orgel. Die ganze technische Anlage wurde nach den Prinzipien der Bauzeit neu entworfen, und die Traktur wurde neu mechanisch mit einer Barkermaschine nach Cavaillé-Coll-Modell angelegt. Einige, für das „neoklassische“ Repertoire nötige Aliquoten wurden im Positif hinzugefügt. Letztendlich gab es insbesondere zwei große Herausforderungen. Ich musste einen neuen Prospekt entwerfen, der sich harmonisch in die gesamte, sehr gut erhaltene einheitliche neugotische Innenausstattung einfügte. Da dieser auch die Rosette freilassen musste, war die Höhe im unteren Gehäuse sehr beschränkt. Desweiteren mussten trotzdem die Mechanik und die Windversorgung so angelegt werden, dass alle Teile für die Wartungsarbeiten gut zugänglich sind.
Restaurator: Flentrop Orgelbouw (Zaandam, NL)
Alkmaar (NL), Grote of Sint-Laurenskerk, Chororgel (II P/13, 1994-2000)

Restaurierung der 1511 von Jan van Covelens erbauten Chororgel. Diese wurde 1545 von Claes Willemsz. und 1551 von dessen Sohn Allart Claesz. um Brustwerk und Pedal erweitert. Um 1570 bekam das Brustwerk eine eigene Klaviatur. Im Jahr 1625 wurden einige Register und die Zusammensetzung der Mixturen von Jan Jacobz. van Lin verändert. Im Jahr 1651 ersetzte Jacobus van Hagerbeer die ursprünglichen zinnenen Prospektpfeifen durch neue aus Blei mit leicht abweichenden Mensuren. Obwohl bei späteren Eingriffen noch einige Register verschwanden, ist noch sehr viel historisches Material erhalten, darunter auch die originalen Windladen und Klaviaturen (eine große Seltenheit!).
Die Restaurierung von 1994-2000 hatte zunächst zum Ziel, den Zustand von 1651 wiederherzustellen. Die Veränderungen von 1625 durch Van Lin (der es zwischen 1622 und 1630 schaffte, von all seinen Auftraggebern aus guten Gründen vor die Tür gesetzt zu werden) erwiesen sich jedoch als dermaßen problematisch, dass entschieden wurde, das Hauptwerk bis auf zwei Ausnahmen (Prospektpfeifen und Mixturzusammensetzung) in den Zustand vor 1625 zurückzuführen. Leider durften wir die Pfeifen Van Lins nicht einlagern. Wir mussten sie im Brustwerk unterbringen, dessen Disposition dadurch nicht in einen historisch kohärenten und musikalisch sinnvollen Zustand zurückgeführt werden konnte.
Die Restaurierung wurde von Jan van Biezen, Hans van Nieuwkoop und mir als Sachverständigen begleitet. Meine wichtigste spezifische Arbeit in diesem Team war die Rekonstruktion der Mixturzusammensetzung von 1625 (nach sehr hilfreicher Vorarbeit durch Flentrop-Direktor Cees van Oostenbrugge) und die Erforschung der Mensuren der zu rekonstruierenden Pfeifen. Die Mixturzusammensetzung von 1511 war leider nicht mehr mit Sicherheit zu rekonstruieren. Veränderungen an den Stöcken im Jahr 1939 haben zu viele Spuren gelöscht.
Dieses äußerst wertvolle Instrument ist die älteste Orgel nördlich der Alpen, die so weitgehend im Originalzustand erhalten ist.
Restaurator: Flentrop Orgelbouw bv (Zaandam, NL)
Leiden (NL), Pieterskerk, Van Hagerbeer-Orgel (III P/36, 1994-98)

Rekonstruktive Restaurierung einer großen dreimanualigen 24' Orgel. Diese wurde 1639-43 von Galtus und Germer van Hagerbeer unter Wiederverwendung vieler älterer Pfeifen aus dem 15. und 16. Jahrhundert erbaut. Im Jahr 1690 wurden kleinere Veränderungen durchgeführt und im 19. und 20. Jahrhundert fanden mehrere größere Umbauten statt. Um den Zustand von 1690 wiederherstellen zu können, musste umfangreiche Forschung durchgeführt werden. Sachverständige waren Jan van Biezen, Hans van Nieuwkoop und ich. Eine der schwierigsten Aufgaben für Jan van Biezen und mich war es, die originalen Funktionen der Pfeifen anhand manchmal kaum noch leserlicher Beschriftungen (noch ohne die Hilfe digitaler Fotografie) und anderer Merkmale herauszufinden. Einer meiner spezifischen Schwerpunkte war die Ermittlung der Mensuren der zu rekonstruierenden Pfeifen inklusive Zungenregister sowie die Rekonstruktion der Mixturzusammensetzungen, welche aus den Beschriftungen auf den erhaltenen Pfeifen nur unvollständig hervorgingen.
Restaurator: Verschueren Orgelbouw bv (Heythuysen, NL)
Leiden (NL), Pieterskerk, Thomas Hill-Orgel (III P/32, 1993-94)

Die 1883 von Thomas Hill erbaute Orgel wurde aus einer abzureißenden Kirche in London angekauft, um während der Restaurierung der Van Hagerbeer-Orgel als Ersatz zu dienen. Danach sollte sie die Funktion einer „Allzweckorgel” weiter erfüllen und damit die kompromisslose Restaurierung und Rekonstruktion der Van Hagerbeer-Orgel ermöglichen. Sie wurde technisch überholt und das Gehäuse dem neuen Standort angepasst. Klanglich blieb die Orgel unverändert. Sachverständigen waren Gerard Verloop (der auch die Orgel vermittelt hatte), Hans van Nieuwkoop und ich.
Restaurator: Sicco Steendam (Roodeschool, NL)
Haasdonk, Kirche St. Jacobus (II [P]/20, 1993-94)
Die Orgel wurde 1886 durch die Gebrüder Vereecken erbaut, unter Wiederverwendung vieler Pfeifen der Vorgängerorgel (Loret, 1847). Das Instrument, das ohne Prospekt in zwei Nischen auf beiden Seiten der Empore eingebaut ist, ist nie wesentlich verändert worden. Durch natürlicher Verschleiß und Vernachlässigung war diese sehr solide gebaute Orgel Ende der 1980er Jahren sehr heruntergekommen und kaum noch spielbar. Sie wurde gereinigt und technisch gründlich überholt.
Restaurator: Stan Arnauts (Kersbeek-Miskom, B)
Scheveningen (NL), Zorgvlietkerk (III P/26, 1992-95)


Die Orgel der Zorgvlietkerk in Scheveningen wurde 1959 von Ahrend & Brunzema erbaut. Sie war die erste größere Orgel dieser noch jungen Firma und ihre erste Orgel in den damals schon in Sachen alter Musik fortschrittlichen Niederlanden. Außerdem bedeutete dieses Instrument für den ganzen damaligen Orgelbau einen (von anderen noch lange Zeit nicht nachgefolgten) wichtigen Schritt in der Neuorientierung auf historische Instrumente. Sie war klanglich ihre Zeit weit voraus und handwerklich von dem höchsten Niveau. Als 1992 die Zorgvliet-Kirche wegen ihrer ungünstigen Lage und unnötige Größe für die schrumpfende Kirchengemeinde durch eine kleinere Kirche an einem günstigeren Ort ersetzt wurde, musste die Orgel in die neue Kirche überführt werden. Dies war auch die Gelegenheit für eine gründliche Überholung und eine Aktualisierung der Intonation, wie von Jürgen Ahrend auch bei anderen seiner früheren Orgeln durchgeführt worden war. Ein großer visueller Eingriff war die neue farbliche Fassung nach dem Vorbild der historischen Orgel in Westerhusen. Das aus bestem Eichenholz gefertigte Gehäuse war ursprünglich unbemalt und dies war auch ein wichtiger Aspekt der damaligen visuellen Ästhetik der Fa. Ahrend & Brunzema. Noch in der alten Zorgvlietkerk wurde das Instrument ohne Mitwissen der Erbauer in einem einheitlichen Grauton bemalt. Diese Bemalung passte schlecht zu der Ausstattung der neuen Kirche. Da die alte Farbe zu weit in die Poren des Holzes eingedrungen war, um den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen, wurde zu der Neubemalung entschlossen. Auch an der Intonation des Rückpositivs war früher von einem anderen Orgelbauer einiges verändert worden. Die Intonation wurde jetzt von Jürgen Ahrend neu überarbeitet.
Orgelbauer: Jürgen Ahrend (Loga, D): Intonation; Stan Arnauts (Kersbeek-Miskom, B): übrige Arbeiten
Der neuen Zorgvlietkerk war kein langes Leben beschert. 2016 wurde das Gebäude verkauft und die Orgel kehrte zu ihrem Geburtsort Loga zurück. Dort fand sie nach einer Überholung durch Hendrik Ahrend in der St. Marienkirche eine gute neue Bestimmung (das untere Bild zeigt das Instrument an ihrem heutigen Standort). Mehr Informationen über die Orgel finden sie hier.
Antwerpen (B), Kirche St. Joris (II P/20, 1992)
Restaurierung der Windladen der 1985 schon teilweise restaurierten Merklin-Orgel (siehe weiter unten). Außerdem wurden Intonationsfehler im Hauptwerk behoben.
Restaurator: Stan Arnauts (Kersbeek-Miskom, B)
Borsbeek (B), St. Jacobuskirche (I [P]/9, 1991-92)
Generalüberholung einer 1857 gebauten Orgel der Fa. Merklin-Schütze. Das Instrument war im Laufe der Zeit kaum verändert worden.
Restaurator: Jean-Pierre Draps (Erps-Kwerps, B)
Leerbeek (B), Kirche St. Pieter (II [P]/14, 1989-91)

Die Orgel wurde 1648 von Nicolas II le Royer für die Priorei von St. Elisabeth in Büssel erbaut. Um 1784 wurde sie nach deren Schließung in die Kirche von Leerbeek überführt und nach den damaligen Auffassungen umgebaut. Es wurden neue Windladen mit einem größeren Klaviaturumfang angefertigt und einige Veränderungen in der Disposition durchgeführt. Da das alte Gehäuse für den neuen Klaviaturumfang zu schmal war, wurde es durch Anstückelung neuer Teile bis auf die doppelte Tiefe vergrößert. Die alte Rückwand wurde zersägt. Nicht nur die Veränderungen am Gehäuse, sondern auch die Planung des Orgelinneren erweckte den Eindruck, dass es sich um einen billigen und wenig durchdachten Umbau handelte. Durch Platzmangel standen Pfeifen schief auf den Windladen und manche neue Holzpfeifen waren einfach aus Teilen eines alten Windkanals zusammengebastelt, in einem Fall sogar mit dem Labium auf der breiten Seite! Auch die größeren neuen Metallpfeifen waren von einer höchst mittelmäßigen Qualität. Aus einem seltenen erstrangigen Instrument des 17. Jahrhunderts war ein zweitrangiges “Mainstream”-Instrument des 18. Jahrhunderts geworden. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert fanden weitere Veränderungen statt, wobei abgesehen von den Windladen und einigen Pfeifen keine Innenteile aus dem 18. Jahrhundert mehr übrig waren. Es bot sich hier deshalb die seltene Gelegenheit, unter Einlagerung der sowieso unglücklich konzipierten Windladen und nur einigen Pfeifen, den Zustand von 1648 wiederherzustellen. Aus privaten Mitteln konnte damit 1989 einen Anfang gemacht werden. Die späteren Teile und die Pfeifen des Hauptwerks wurden ausgebaut, das Gehäuse auf den Originalzustand zurückgeführt und nach dem Vorbild südfranzösischer Orgeln aus der Royer-Schule wurde eine neue Windlade für das Positiv eingebaut. Die Klaviaturen orientieren sich an Cembalo-Klaviaturen (insbesondere an einem Virginal von Iohannes Couchet im Museum „Het Vleeshuis“ in Antwerpen), da aus der Zeit keine südniederländischen Orgelklaviaturen mehr erhalten sind.Von dem Positiv wurden 3 Register wieder spielbar gemacht. Leider haben orgelpolitische Komplikationen die nächsten geplanten Abschnitte der Rekonstruktion unmöglich gemacht. Ein Projekt der damaligen Gegner einer Rückführung droht jetzt im Rahmen der Kirchenrestaurierung alles rückgängig zu machen und damit ein seltenes Zeugnis des südniederländischen Orgelbaus aus dem 17. Jahrhundert erneut zu verstümmeln.
Restaurator: Stan Arnauts (Kersbeek-Miskom, B)
Wassenaar (NL), Kievitkerk (III P/28, 1989-91)

Überholung und Erweiterung einer Ahrend & Brunzema-Orgel von 1963. Das Instrument war ursprünglich als zweimanualige Orgel mit 21 Registern auf Hauptwerk, Brustwerk und Pedal konzipiert worden. Als 1990 zwei Kirchengemeinden zusammenschlossen, gab es die finanzielle Möglichkeit, die Orgel um ein Rückpositiv zu erweitern. Auch stand nach fast 30 Jahren eine Überholung an. Jan van Biezen und ich haben die Arbeit als Sachverständige vorbereitet und begleitet. Da der ursprüngliche Erbauer, Jürgen Ahrend, wegen anderer Aufträge nicht in der Lage war, die Arbeit selbst durchzuführen, wurde die Erweiterung von der Fa. Van Vulpen durchgeführt. Zur Optimierung des neuen dreimanualigen Konzeptes wurden zwei Register aus dem Hauptwerk und eines aus dem Brustwerk in das neue Rückpositiv eingebaut und in den ursprünglichen Werken durch andere ersetzt.
Orgelbauer: Gebroeders Van Vulpen (Utrecht, NL)
Antwerpen (B), Kirche Kristus Koning (IV P/72, 1989-90)

Restaurierung und technische Modernisierung einer elektropneumatischen Klais-Orgel von 1930. Die brandgefährliche Bekabelung wurde erneuert, der Spieltisch wurde generalüberholt und die alte, systembedingt unzuverlässige elektromechanische Setzeranlage wurde in der Orgel außer Funktion gestellt und durch eine neue, prozessorgesteuerte Anlage mit 256 Kombinationen ersetzt. Die ursprünglich parallel zur Setzer vorhandene „klassischen“ Kombinationen im Spieltisch sind auch jetzt beibehalten. Der alte Umförmer (Drehstrommotor + Gleichstromdynamo) wurde durch einen modernen Gleichrichter ersetzt. Die Windladen wurden überholt, wobei die extrem flachen und dadurch unzuverlässig schließenden Kegel ohne Führung durch neue, stärker konische mit Führung ersetzt wurden. Die Intonation wurde nachkorrigiert. Da die Kirche für die Weltausstellung von 1930 fertig sein musste und die Orgel erst ein Jahr vorher bestellt wurde, musste sie in großer Eile gebaut werden, auch für eine große, gut ausgestatte Werkstatt eine unmögliche Aufgabe. Laut Herrn Hans-Gerd Klais (Mitteilung 1989) hat sein Vater dazu sogar Teile einer bereits im Bau befindlichen Orgel verwenden müssen. Die extrem kurze Bauzeit (und wahrscheinlich auch der knappe Preis) ließ keine Möglichkeiten für die Konstruktion eines echten Untergehäuses, das nur aus Platten bestand. Im Rahmen der Restaurierung wurde ein neues passendes Untergehäuse aus Eichenholz angefertigt.
Orgelbauer: 1. Abschnitt (Windlade HW): Orgelbouw Elbertse (Soest, NL); 2. Abschnitt: Orgelbouw Pels-D'Hondt (Herselt, B)
Engsbergen (B), St. Luciakirche (II/23, 1988-89)

Diese Orgel wurde 1752-54 von Jacob Verbucken erbaut. Sie gehört zu den weitestgehend original erhaltenen Orgeln Belgiens. Bei ihrer Restaurierung wurden die alten Klaviaturen wieder eingebaut und einige im Laufe der Zeit verschwundene Register rekonstruiert. Es wurde eine neue Windanlage mit zwei Keilbälgen angefertigt und die Windkanäle auf ihre ursprünglichen Proportionen reduziert. Leider wurde die Orgel bereits einige Jahre nach der Restaurierung wieder vernachlässigt. Durch ungebremstes Heizen wurde sie aufs neue quasi unspielbar. Vor einigen Jahren fand eine erneute Restaurierung statt, an der weder ich noch Orgelbauer Stan Arnauts beteiligt war.
Restaurator: Stan Arnauts (Kersbeek-Miskom, B)
Gaverland (Melsele, B), Liebfrauenkapelle (I P/18, 1987)

Die aragonesische Orgel der Wallfahrtskapelle „Onze-Lieve-Vrouw van Gaverland“ wurde 1976 von einer Dorfkirche im Bistum Tarazona angekauft und von dem niederländisch-spanischen Orgelbauer Gerard de Graaf überholt und in Gaverland aufgestellt. Ob die Jahreszahl 1814 auf dem Gehäuse sich wirklich auf das Baujahr bezieht, ist nicht klar. Neben „moderneren“ Merkmalen (wie der vollen Bassoktave ohne Cis) weist das Instrument auch Merkmale auf, die eher auf das 18. Jahrhundert hinweisen. Der Erbauer ist nicht bekannt. Die Machart der Pfeifen mit extrem dünnen Kernen ohne wirkliche Phasen weist auf eine mögliche Verwandtschaft mit der Arbeit der Söhne von Bartholomé Sánchez hin. Gerade diese Merrkmale erschweren eine gute Intonation sehr, und nach 10 Jahren ergab sich, dass die sehr sanfte Restaurierung von 1976 auch Schattenseiten hatte. 1987 bekam ich den Auftrag, die Orgel (selbstverständlicherweise mit Respekt vor ihrem eigenen Charakter) nachzuintonieren. Auch die 1976 angebrachte, für die Bauzeit atypische, fast rein pythagoreische Stimmung war für das größtenteils mitteltönige Repertoire problematisch. Sie beruhte angeblich auf Bermudos Declaración de Instrumentos musicales (1555), darüber hinweggehend, dass schon aus Bermudos Text selbst hervorgeht, dass zumindest ein Teil der Clavichord- und Orgelbauer nicht mehr pythagoreisch, sondern terz-orientiert stimmten. Da für eine mitteltönige Umstimmung keine finanziellen Mittel vorhanden waren, musste ich mich auf eine pragmatische 1/8-Komma-Stimmung mit reinen Terzen e-gis und a-cis beschränken. Auch dazu musste ich noch etwa 70 Pfeifen anlängen.
Vorselaar, Kirche St. Pieter (II P/21, letzte Phase 1986-1988)

Orgel von 1849 von der Fa. Merklin-Schütze. Das Instrument war im Laufe der Zeit kaum verändert worden. Die Restaurierung war von einer Person vorbereitet worden, der offenbar der Sachverstand für diese Art Orgeln fehlte. Die Restaurierung selbst wurde deswegen von Stanislas Deriemaeker begleitet. Während der Restaurierung musste vieles anders ausgeführt werden als in der ursprünglichen Baubeschreibung vorgesehen war. Als zusätzlicher Sachverständiger war ich an der letzten Phase der Restaurierung (Windladen und Intonation) beteiligt.
Restaurator: Patrick Collon (Brüssel-Laeken, B)
Antwerpen (B), Kirche St. Joris (II P/20, 1985)

Die Orgel wurde 1867 von der Fa. Merklin-Schütze erbaut (de facto jedoch bereits unter der Leitung von Pierre Schyven, der schon ab 1851 „contremaître“ war und 1870 die Brüsseler Werkstatt auch offiziell übernahm). Sie gehört zu den best erhaltenen Instrumenten Merklins. Bei einer von mir 1983 durchgeführten Generalreinigung und -stimmung stellte sich heraus, dass auch eine technische Überholung fällig war, und dass die Intonation einiger Register im Récit offenbar verändert worden war. Nach einem von mir erstellten Plan wurden die Spieltraktur samt Barkermaschine, die Windversorgung und der Spieltisch überholt und einige Intonationskorrekturen durchgeführt. Da es offenbar schon immer Probleme mit der Windstabilität des Récits gab, wurde ein Stoßfänger eingebaut (was Merklin im Hauptwerk schon selbst gemacht hatte). Mehr Informationen (in Niederländischer Sprache) finden Sie hier.
Restaurator: Jean-Pierre Draps (Erps-Kwerps, B) unter Mitarbeit von Gert van Buuren (Poortugaal, NL) für die Intonation
Utrecht (NL), Pieterskerk (Kabinettorgel Dekenkapel, I/9, 1985-86)

Die Kabinettorgel in der „Dekenkapel“ [Kapelle des Dechanten] ist aufgrund der Gestaltung des Gehäuses und der Machart der Pfeifen dem Rotterdamer Orgelbauer J. P. Künckel zuzuschreiben. Sie ist um 1785 zu datieren. Bevor sie 1970 von der Wallonischen Kirchengemeinde angekauft wurde, stand sie in der „Christich Reformierten“ Kirche in Nimwegen. Ihre frühere Geschichte ist nicht bekannt. Anlässlich der Überführung nach Utrecht wurde sie 1972 ein erstes Mal restauriert, wobei 2 verschwundene Diskantregister rekonstruiert wurden. Die technische Qualität dieser Restaurierung war jedoch fragwürdig, und in vielen Punkten war nur halbe Arbeit geleistet worden (*). Der offensichtlich viel zu hohe Winddruck und die damit zusammenhängende Aufschnittsveränderungen wurden beibehalten. Anscheinend hatte man früher versucht, das Instrument zu einer Kirchenorgel umzuintonieren, was jedoch nur zu stärkeren Nebengeräuschen und einer schlechteren Ansprache geführt hatte. Da auch der technische Zustand (insbesondere die Stimmbarkeit) nach 10 Jahren wieder problematisch geworden war, wurde eine erneute Restaurierung notwendig. Als Organist der Kirche war ich als Sachverständiger daran beteiligt. Die Fehler und Versäumnisse der vorherigen Restaurierung sowie neue Schäden durch Trockenheit wurden behoben. Die ursprüngliche Intonation wurde anhand der Spuren wiederhergestellt. Die vorher mit Goldfarbe durchgeführten Vergoldungen wurden in Blattgold erneuert.
(*) Dies ist der heutigen Firma nicht mehr anzulasten. Nach einem Generationswechsel ist ihr Niveau bereits in den späteren 70er Jahren sehr stark angestiegen.
Restaurator: Fama & Raadgever (Utrecht, NL)
Midwolde (NL), Dorpskerk (I/7, 1985)

Die Orgel der Dorfkirche in Midwolde wurde 1630 als Hausorgel ohne Prospekt von dem in Amsterdam ansässigen Orgelbauer Levijn Eekman erbaut. Ihr erster Standort ist unbekannt. Das ursprüngliche Gehäuse aus Eichenholz ist als Fuß des heutigen Gehäuses erhalten. Das Instrument besaß 4 Register (Hohlpfeife 4', Octave 2', Mixtur II-III und Regal), die alle zwischen c1 und cs1 geteilt waren. Die vordere Seite der Windlade lag direkt unter der Klaviatur, mit nach hinten sich ausfächernden Kanzellen. Deren Reihenfolge entsprach bis auf zwei Ausnahmen derjenigen der Tasten. Nur D und cs1 standen auf den Enden der Windlade, im ersten Fall wegen des Platzbedarfs der großen Pfeifen, im zweiten, um die Schleifenteilung in der Mitte zu ermöglichen. Die beiden Tasten waren mit an den Enden umgebogenen Metallwellen mit den dazugehörigen Ventilen verbunden. Die Windversorgung bestand aus 2 Keilbälgen, von denen einer im unteren Gehäuse und einer auf dem Dach lag. Wie und wann die Orgel nach Midwolde gekommen ist, ist unbekannt. Um 1660 wurde sie von Andreas de Mare zu einer Kirchenorgel mit Prospekt umgebaut und erweitert. Es handelt sich hier um den jüngeren Andreas de Mare aus dem 17. Jahrhundert, von dem auch die älteren Register in der Groninger Akerk-Orgel stammen. Ob er mit den älteren De Mares verwandt war, ist nicht bekannt. Er baute ein neues oberes Gehäuse und verlegte Eekmans Windlade auf den neuen Gurtkranz. Er erweiterte die Disposition auf 7 Register. Nach einer Überholung durch D. Lohman und Sohn im Jahr 1787 wurden bei Eingriffen im 19. und 20. Jahrhundert einige Register ersetzt und andere in einer unbeholfenen Weise umgebaut. Die Restaurierung strebte eine Wiederherstellung des Zustandes von De Mare an. Der Sachverständige Klaas Bolt wurde von einem Team bestehend aus Victor Timmer (Archivforschung), Jan van Biezen (Untersuchung Pfeifenwerk) und mir (Untersuchung Pfeifenwerk und technische Anlage, Dokumentation der Windlade, Rekonstruktion der Mensuren) sowie von Onno Wiersma als Vertreter der Denkmalpflege unterstützt. Die Intonation wurde von Klaas Bolt, Jan van Biezen und mir begleitet. Mehr Bilder und eine Disposition finden Sie hier. Literatur: Het orgel van Midwolde (siehe Publikationen).
Restaurator: Albert de Graaf (Leusden, NL)